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Freitag 10.12.10
19:00 Uhr
Ausstellungseröffnung von Reiner Riedler "Fake Holidays"
Da geh ich hin!
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Abendkasse k.A.
Beschreibung
Fotografien von Reiner Riedler
Vor zehn Jahren stellte im Stadthaus eine Ausstellung zum Thema „Die Inszenierung der Freizeit“ die Architektur von Freizeitparks in den Mittelpunkt. Inzwischen baute die Freizeitindustrie noch absurdere Formen solcher Erholungsfabriken: Südseeinseln in Brandenburg, Indoor-Skihallen in Dubai, Niagarafälle in China. Nichts scheint unmöglich zu sein. Die Illusion wird mit großem materiellem und logistischem Aufwand aufrechterhalten, der Gast zahlt gut für anstrengungsloses Erlebnis – in der Regel abgekoppelt von Umgebung, Umwelt und Wetter und vor allem frei von allen vermeidbaren Risiken.
Polynesian Dancers. Foto: © Reiner Riedler
Polynesian Dancers
In „Fake Holidays“ untersucht der Fotograf Reiner Riedler mit dem Blick des Anthropologen solche hybriden Orte und ihre Besucher. Dabei findet er ironische, witzige, aber auch nachdenklich stimmende Bilder aus diesen schrillen und bunten Wunderwelten, die besonders dann aufmerken lassen, wenn die Inszenierung misslingt. Als Beobachter sucht Riedler nach Bildern, die die Brüche offenlegen, und rückt in den Mittelpunkt, was der zahlende Besucher dieser Traumwelten lieber aus der Wahrnehmung ausblendet.
Animateur. Foto: © Reiner Riedler
Animateur
Die Erlebnishungrigen werden nicht nur mit Schauspiel unterhalten, können sogar selbst in Kostüme schlüpfen und ihre Träume in solchen Umgebungen ausprobieren, analog zu Rollenspielen im Internet. Auch diese Selbstinszenierungen dokumentiert Riedler in Bildern - mit teilweise überraschenden Einblicken, die jedoch immer die Würde der Abgebildeten wahren.
Keiner der Urlauber geht bei solchen Aktivitäten ein Wagnis ein, wirklich neue Erfahrungen zu machen ist fast unmöglich und der Erholungseffekt scheint zweifelhaft.
Tropical Island. Foto: © Reiner Riedler
Tropical Island
Wer kommt dennoch wieder? Wirken diese vermeintlich perfekten Erholungsumwelten auf die Alltagswahrnehmung oder die Erwartungen der Besucher an die Vorbilder dieser Scheinwelten? Wie groß mag die Enttäuschung sein, wenn ein Gast des Hotels Venetian in Las Vegas sich zum Flug nach Italien durchringt, hier bei unklimatisierter, heißer Wetterlage mit den echten Kanälen Venedigs konfrontiert wird, die zwar das Auge erfreuen, aber die Nase beleidigen – und alle Eingeborenen sprechen italienisch?
Wer jedoch in der Bottroper Indoor-Skihalle wirklich das Skifahren übt und nicht ausschließlich bei der inszenierten Hüttengaudi versackt, kann es durchaus bis zum Skilehrer in den (echten) Alpen bringen – und schont sein CO²-Konto auf dem Weg dahin.