JUNGES ZIMMERTHEATER

Regie: Michael Hanisch, JohannesKarl
Choreografie: Jungsun Kim

Ein Tag folgt dem anderen. Wirklich Neues oder Interessantes gibt es kaum. Man trifft sich, trinkt, spielt. Die Karten innerhalb der Clique werden ständig neu gemischt. Einsam aber sind alle. Bis das Fremde in Gestalt des Gastarbeiters Jorgos auftritt. Jorgos wird zur Projektionsfläche, aber auch zur Bedrohung. Das Fremde bedeutet Sex, Macht, Geld, Gier. Nicht nur die Frauen in der Gruppe sind angezogen und abgestoßen zugleich, auch die jungen Männer beobachten und beargwöhnen den Fremden. Doch die Erwartungen an das Neue werden enttäuscht, die Gruppe verschwört sich gegen den Gastarbeiter, es kommt zum Kampf der Kulturen.

Als Rainer Werner Fassbinder sein Stück 1968 schrieb und im Münchner Antitheater zur Aufführung brachte, hatte die erste Generation von Migranten Deutschland gerade erreicht. 45 Jahre später gleichen die Mechanismen innerhalb einer Clique erstaunlicherweise denen der 60er Jahre. Auch in Zeiten von Multikulti und Toleranz kann der Neue in der Gruppe schnell zum Opfer werden. Rainer Werner Fassbinder hat mit Katzelmacher ein gesellschaftskritisches Stück geschrieben, das verdeutlicht, wie schnell man die eigenen Vorsätze vergisst und die Wut auf sich selbst auf Andere projeziert.

Rainer Werner Fassbinder, geboren 1945 in Bad Wörishofen, gilt als einer größten Filmemacher und Theaterautoren des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst 18 Theaterstücke und über 30 Filme, von denen viele nationale und internationale Auszeichnungen erhielten. Er hat das klassische Volksstück in der Tradition Fleißlers und Horvath revolutioniert. Sein Hauptaugenmerk galt einer strengen Gesellschaftskritik, er hielt der Bundesrepublik einen Spiegel vor, der Bigotterie und Prüderie enttarnte. Nach einem kurzen, intensiv gelebten Leben starb Rainer Werner Fassbinder im Alter von nur 38 Jahren 1982 in München.

Zimmertheater Tübingen

Bursagasse 16
72070 Tübingen

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