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So manches deutsche Fräulein schrieb sich die Finger wund: „Wölfchen“, „Herzensadolf“, „mein lieber zuckersüßer Adolf“ oder auch „Majestät“ nannten sie Adolf Hitler, wollten seinen „gutmütigen Blick“ nur einmal aus der Nähe sehen. „Ich küsse dich auf deine vier Buchstaben und tue Front frei. Mehr Patriotismus kann man nicht verlangen. Heil Adolflein!“
Im Herbst 1945 findet der US-Soldat W.C. Emker in der zerstörten Berliner Reichskanzlei 8.000 Liebesbriefe an Hitler, von denen er 43 in dem gleichnamigen Buch veröffentlicht. Sie zeugen von dem immensen Realitätsverlust, mit dem die Gräueltaten eines faschistischen Systems und seines Protagonisten Adolf Hitler verdrängt wurden. Gerahmt wird die szenische Lesung durch Schlager aus den 1930er und 1940er Jahren, deren optimistische Durchhalteparolen und Herz-Schmerz-Reime viel von ihrer Harmlosigkeit verlieren.
Kein Tag kerbt Höhen und Tiefen so markant in die deutsche Geschichtschronik ein wie der 9. November. Dieser Tag mischt die Gefühle: Freude über die Grenzöffnung 1989. Trauer um die Opfer der Pogrome 1938. Enttäuschung über die gescheiterte Demokratie 1848. Hoffnung auf ihre Wiederbelebung 1918. Der 9. November spiegelt die deutsche Vergangenheit wie kein anderer Tag. Das LTT hat sich den 9. November 1938 ausgesucht und bringt die „Liebesbriefe an Hitler“ auf die Bühne.