Tag auswählen
Highlights
Kalender
Freitag 27.06.25
19:00 Uhr
Mario und der Zauberer - ein tragisches Reiseerlebnis


Abendkasse 16,00 Euro
erm. 14,00 Euro
Beschreibung
Am 06. Juni 2025 ist Thomas Manns 150. Geburtstag - wahrscheinlich würde er sich angesichts der aktuellen politischen Weltlage die Haare raufen.
Nicht umsonst hat sich dieser große deutsche Autor durch viele Zeitenwenden vom reichstreuen Konservativen zum überzeugten Demokraten und engagierten Gegner des Totalitarismus entwickelt. Dies ist Anlass genug sich Thomas Manns Novelle »Mario und der Zauberer« aus dem Jahr 1929 zuzuwenden. Sie geht auf einen Sommerurlaub der Familie Mann ins faschistische Italien der 20er Jahre zurück, der alles andere als eine Erholung war...
Das sonst so gastfreundliche Italien hat sich verändert. Nationalismus und Diskriminierung begegnen der Familie auf Schritt und Tritt. Im Hotel, im Speisesaal und sogar am Strand werden sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Den Kindern zuliebe arrangiert man sich und bleibt. Der Besuch einer Zaubervorstellung soll für Ablenkung sorgen. Doch Zauberkünstler Cipolla entpuppt sich als gewiefter Hypnotiseur, der sein ebenso fasziniertes wie willenloses Publikum zu allerlei fragwürdigen Handlungen verführt. Wieder bleibt man den Kindern zuliebe, denn die ahnen nicht, was sich da vor ihren Augen abspielt und sind begeistert. Und so wird man Zeuge, wie Cipolla die Grenzen des Zumutbaren überreizt und sich die aufgeheizte Atmosphäre in einem Ende mit Schrecken entlädt. Einem höchst fatalen Ende.
Manns Novelle ist das feinsinnige Psychogramm einer Gesellschaft, die der Verführung des Totalitarismus erliegt und in der Aufgabe ihres eigenen Willens fast eine Art Befreiung erlebt – die Befreiung von persönlicher Verantwortung, Vernunft und Moral. Kaum hundert Jahre später stellt sich wieder die brennende Frage: Was ist uns unsere Freiheit wert? Wie widerstandsfähig sind wir als Gesellschaft? Und wie lange schauen wir zu, bis wir schließlich handeln?