Lumpenbrüder Productions

Regie: Laurent Gröflin
Bühne/Kostüme: Jörg Zysik

Der Staat ist bankrott, der Hofstaat korrupt, die Iren aufständig – Richard II. lässt es sich und seinen Günstlingen am Hofe gut gehen. Um Geld für den unausweichlichen Irlandfeldzug heranzuschaffen, überzieht der schöngeistige Regent das Land mit Steuern, Strafzöllen und Sonderabgaben, und macht auch vor den Speichern seiner Herzöge und Earls nicht Halt. Seinen ambitionierten Cousin Henry Bolingbroke verbannt Richard kurzerhand aus England und macht sich, kaum ist der Konkurrent nicht mehr im Lande, über dessen rechtmäßiges Erbe her. Als Richard sich dann jedoch nach Irland in den Krieg begibt, kehrt der Verbannte aus dem Exil zurück und fordert, unterstützt von einem kleinen Heer, sein Recht. Massenhaft laufen die von Richards Agieren empörten Adligen und Soldaten zum zurückgekehrten Bolingbroke über – und plötzlich ist der Enterbte und Verbannte der neue starke Mann im Staat. Die Schlinge um Richards Hals zieht sich rasant zu, und erst auf der Flucht vor Bolingbroke beginnt Richard II. über sein Scheitern und die Grenzen politischer Macht zu reflektieren – aus dem König wird ein Mensch, während sich Bolingbroke zu Heinrich IV. krönen lässt. Am Ende rollen dort, wo neue Bürokraten des Todes die Regierung übernommen haben, Köpfe. Richard II., der letzte degenerierte Vertreter eines gottgewollten Königtums, verstirbt „plötzlich und unerwartet“ – „von Richards Nacht zu Bolingbrokes hellem Tag“.

In ihrer aktuellen Produktion setzen sich Lumpenbrüder Productions mit den Unsicherheiten eines Unfehlbaren, seinem Niedergang und dem Verlust der Macht an den politischen Konkurrenten Bolingbroke auseinander. Eingerahmt wird Abgesang eines göttlichen Stellvertreters vom shakespeareschen Charme der guten alten Zeiten: Verräter und Verratene, Intrigen und Duelle, Verbannung, Mord, Totschlag und Verschwörung durchziehen das Werk – eben so, wie man es erwartet von einem mittelalterlichen Stoff…

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