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Gemeinde Eberhardzell

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Bei Ausgrabungen während des Umbaus der Pfarrkirche machte man unter dem Kirchenboden interessante archäologische Entdeckungen. Die ältesten Funde, eine sogenannte Kulturschicht, lassen auf eine Besiedlung während des Neolithikums, der Jüngeren Steinzeit, schließen (4000-1800 v. Chr.). Es handle sich dabei nicht um zufällig rastsuchende Jäger und Sammler, sondern um seßhafte Siedler, die schon Holzhäuser zu bauen imstande waren, so der Ausgrabungsbericht. Weitere Funde lassen auf das Vorhandensein eines Steinhauses schließen, das schon vor dem ersten Kirchenbau bestanden haben muß.
Auf den ersten Kirchenbau im 10. Jahrhundert deutet ein Münzfund. Die Münze zeigt den Schwabenherzog Burchard Il. Dieser regierte nach 900. Die Münze wurde mit ziemlicher Sicherheit zwischen 963 und 973 geprägt. Im 12., 14., 16. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche jeweils baulich verändert, das letzte Mal 1968-72.

Außer diesen Grabungsfunden gibt es über die Frühgeschichte des Ortes wenig Urkunden.

Der Name "Cella", der auf eine Klosterzelle hinweist, wird 1246 zum ersten Mal in einer Urkunde genannt. Ein Leutepriester tauschte einen Gutshof bei Füramoos gegen drei andere Güter ein. Es darf aber angenommen werden, daß der Ort damals schon längere Zeit bestand. Vielleicht ebensolange wie zwei seiner Teilgemeinden Weiler "Vilare" und Hedelberg "Herderperg", die bis ins 9. Jahrhundert in Chroniken bezeugt sind - und wie der erste Kirchenbau in Eberhardzell datiert wird.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Ort mehrmals seinen Namen. 1331 wird er Mariazell genannt, wohl wegen seines Gnadenbildes im Hochaltar. 1353 erscheint die Gemeinde in den Chroniken als "Cella Wolfgangi". In einem alten Taufregister vom 17. Jahrhundert gehen die Ortsbezeichnungen durcheinander, Eberzell und Mariazell. Anscheinend hatten die Gemeindemitglieder, die Truchseß Eberhard von Waldburg großzügig bedacht hatte, aus Dankbarkeit seinen Namen eintragen lassen.

Die ersten Ortsherren waren, soweit es sich urkundlich belegen läßt, die Herren von Waldsee, die 1331 "Cella" an Österreich verkauften. 1456 schenkte Albrecht 11. von Österreich Kirche, Pfarrei und seinen ganzen Besitz dem Kloster Schussenried. 1457 wird die Pfarrei von Schussenried aus besetzt und blieb es bis 1803. Nach der Säkularisation erhielt Graf Sternberg-Manderscheid den Besitz als Ausgleich seiner verlorenen Besitzungen am Rhein. Alle übrigen Besitzungen und das Recht der hohen Gerichtsbarkeit in Eberhardzell gingen vom 15. Jahrhundert an durch verschiedene Hände. Zuerst wieder an die Herren von Waldsee, 1417 an Walter von Stein, 1420 an Eberhard von Freyberg zu Achstetten, 1436 zurück an Berthold von Stein, dem sie 1461 als Lehen gegeben wurden. 1475 erhält Jakob Trab von Tyrol das Lehen und ab 1478 Sigmund von Neideck, bis 1520 der letzte Neidecker, Viktor, starb. Seine Töchter verkauften ihre Rechte an den "Bauernjörg", Truchseß Georg 111. von Waldburg.

Im Großzehnten und in der Gerichtsbarkeit blieb Eberhardzell Waldburg unterstellt, bis am 12.07.1806 die württembergische Krone die gesamte Herrschaft über das Gebiet erhielt. 1807 wurde Eberhardzell dem Oberamt Waldsee zugeteilt und 1938, nach Auflösung der Oberämter kam es zum Landkreis Biberach.

Das Wappen der am südlichen Rand des Landkreises Biberach gelegenen Gemeinde Eberhardzell ist identisch mit der von Neideck, drei schräg übereinander angebrachte silberne Muscheln auf rotem Feld. Die Farben sind die Österreichs. Diese Ritterfamilie des ausgehenden Mittelalters spielte in der Geschichte der Gemeinde, die zum erstenmal 1246 urkundlich erwähnt wurde, eine bedeutende Rolle.

Die Gesamtgemeinde Eberhardzell heute

Wie sich die Gesamtgemeinde Eberhardzell heute zeigt, besteht sie seit der Gemeindereform 1975. Sie setzt sich aus vier früher selbständigen Gemeinden zusammen. Mühlhausen ließ sich 1972 freiwillig eingliedern. Füramoos und Oberessendorf wurden 1974 Eberhardzell zugewiesen. Jede heutige Teilgemeinde brachte aber auch Teilorte, Weiler und Einzelhöfe mit, so daß die Gemeinde heute neben Eberhardzell, Füramoos, Mühlhausen Oberessendorf beinahe 80 größere und kleinere Weiler und Einzelhöfe zählt, eine bunte Vielfalt.

Von den rund 4000 Einwohnern her gesehen, gehört Eberhardzell wohl zu den kleinen Gemeinden Baden Württembergs; betrachtet man jedoch die Fläche der Gemeinde mit rund 6000 ha, so dürfte sie bestimmt zu den größten Landgemeinden Baden?Württembergs zählen.

Die Gemeinde Eberhardzell ist die südlichste im Landkreis Biberach. Noch 1938 gehörte der größte Teil des heutigen Eberhardzell zum Oberamt Waldsee, nur Füramoos zählte zum Oberamt Biberach, nachdem es kurze Zeit ein Oberamt Ochsenhausen gegeben hatte, dem es zugezählt wurde.

Die landschaftlichen Reize sind vielfältig. Einmal ist da das Umlachtal, das mit großen Teilen gerade innerhalb der Gemeinde unter Landschaftsschutz gestellt ist. Es ist ein malerisch schönes Tälchen Fischbach zu vom Wald abgeriegelt. Vielleicht war es gerade dieser Wald, der den Ort Eberhardzell im 30-jährigen und in den Franzosenkriegen vor der Zerstörung bewahrte. Auch das Seitental, das der Romersbach durchfließt und an dessen Ende Hedelberg und Dietenwengen, zwei sehr alte Filialen Eberhardzells liegen, ist ein Wanderparadies. Oberessendorf liegt im breiten Riedtal, das von Gletschern und Gletscherwässern ausgehobelt wurde. Mühlhausen und Füramoos liegen deutlich höher auf Moränenhügeln, und mit 712 m ist das "Hohbäumle" bei Füramoos die höchste Erhebung der Gemeinde.

Das Wappen der Gesamtgemeinde wurde ihr 1981 verliehen.Es zeigt einen schwarzen, schreitenden Löwen mit roter Zunge auf weißem Feld zwischen einem roten Schildhaupt und einem roten Schildfuß. Das Wappen soll in seinen Farben auf Österreich hinweisen dem Eberhardzell, Mühlhausen und Oberessendorf unterstellt waren, der Löwe erinnert an die spätere Zugehörigkeit zum Herrschaftsgebiet des Hauses Waldburg. Rot/weiß waren auch die Farben von Füramoos.



Adresse

Gemeinde Eberhardzell
Burgstr. 2
88436 Eberhardzell
http://www.eberhardzell.de






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