Mit dem VfB Friedrichshafen kam der 12malige Deutsche Meister in die Paul-Horn-Arena. Nach dem sensationellen Sieg in Haching eine Woche zuvor war das Selbstbewußtsein bei den Rottenburgern zwar groß, aber gegen den großen Lokalrivalen vom Bodensee konnten die Gastgeber bisher noch nie gewinnen. Neben viel Selbstbewußtsein würden die Neckarstädter also vor allem dreierlei benötigen, um gegen Friedrichshafen eine Chance zu haben: Zunächst einmal natürlich eine geschlossene Mannschaftsleistung...

...Zweitens die volleyballverückten TVR-Fans als siebten Mann im Rücken...

...und Drittens gegen die als besonders aufschlagstark geltenden Gäste eine sichere Annahme.

Tatsächlich gelang es den Rottenburgern erstaunlich gut, die bärenstarken friedrichshafener Aufschläge zu entschärfen, und - angetrieben von einem frenetischen Publikum - eine tolle Teamleistung abzuliefern. Darüber hinaus hatte aber auch Michael Neumeister einen Sahnetag erwischt...

...mit seinem variablen Zuspiel gelang es ihm immer wieder, seine Mitspieler gut in Szene zu setzen. Hier verwertet Felix Isaak sein Zuspiel zum 20:20 Ausgleich.

Ein knappes Finish zeichnete sich ab - die Spannung war am Ende des ersten Satzes zum greifen. Nachdem der TVR mit 23:22 in Führung ging, entlud sich die Spannung nicht nur auf den Rängen, sondern auch am Spielfeldrand.

Mit einem Aufschlag-Ass sorgte Markus Pielmeier schließlich für das 25:22. Satzgewinn!! Beim anschließenden Jubel stand einigen Spielern das ungläubige Staunen ins Gesicht geschrieben.

Auch im zweiten Satz zeigten sich die Neckarstädter kämpferisch und gaben keinen Ball verloren...

...stießen dabei jedoch immer wieder an ihre Grenzen...

...und scheiterten mit ihren Angriffsbemühungen eins ums andere mal am Block der Gäste.

Am Ende ging der zweite Satz mit 18:25 klar an die Favoriten vom Bodensee.

Beim "Red Day" wurde dem Publikum aber nicht nur während des Spiels ein Spektakel geboten...

...sondern auch in der Pause wurde Sport auf allerhöchstem Niveau geboten:

Die Kunstrad-Weltmeisterinnen Jasmin Soika und Katharina Wurster zeigten eine atemberaubende Show, für die sie vom Publikum und den Spielern Standing Ovations erhielten.

Nach der Pausen-Show der Kunstrad-Weltmeisterinnen starteten der TVR holprig in den 3. Satz und lag schnell mit 0:3 zurück.

Nicht zuletzt waren es die Angriffe über den Außenspieler Dirk Mehlberg, durch die der TVR im Dritten Satz wieder an den VfB herankam - und am Ende sogar mit 25:23 knapp die Nase vorn' haben sollte.

Insgesamt brachte es "flying Dirk" in dieser Begegnung auf stolze 15 Punkte! Zusammen mit Markus Pielmeier war er damit der erfolgreichste Punktesammler seines Teams.

Damit hatte der TVR also bereits zwei Sätze gegen den VfB Friedrichshafen gewonnen - so viele wie noch nie in einem Spiel! Und auch im vierten Satz sah es zunächst sehr vielversprechend aus: Hier schmettert Markus Pielmeier den Ball zum 13:11 übers Netz.

Am Ende sollten es 15 Punkte sein, die Rottenburgs wichtigste Waffe im Angriff für sich verbuchen konnte.

Doch so sehr sich die Gastgeber - hier in Person von Willy Belizer - auch streckten, am Ende gewann der Erzrivale vom Bodensee den 4. Satz deutlich mit 17:25.

Das Spiel hatte sich zu einem wahren Thriller entwickelt und schien an Spannung kaum noch zu überbieten: Es stand nun 2:2 nach Sätzen, und der 5. Satz musste die Entscheidung bringen! Doch die dramatischsten Spielszenen hatten sich die beiden Mannschaften für den letzten Satz aufgehoben...

Auf diesem Foto drischt Max Günthör den Ball zum 1:5 übers Netz. Damit führten die Gäste vom Bodensee im 5. Satz bereits früh mit vier Punkten! Die VfBler verteitigten diesen Vorsprung, so dass es nur wenig später 3:7 stand. Friedrichshafen benötigte also nur noch 8 Punkte zum Sieg...

Was viele nicht mehr für möglich gehalten hätten: der TVR kämpfte sich wieder heran und ging sogar mit 13:12 in Führung! Die Fieberkurve in der Halle stieg...

Doch was dann geschah hätte in einer solchen Phase des Spiels normalerweise der "Genickbrecher" für die Rottenburger sein müssen: René Bahlburg schmettert gegen den Block der Gäste...

...und vom Block springt der Ball in hohen Bogen ins Aus. Der Rottenburger Kapitän setzt zum Jubel an...

...denn damit hätte sich der TVR einen Matchball erkämpft - und das nach großem Rückstand zu Beginn des letzten Satzes! Doch mitten im Jubel blickt Bahlburg über seine linke Schulter wo der Ball ins Aus gegangen war...

...denn dort hechtete Thomas Zass verzweifelt dem Ball hinterher...

...während nun auch auf den Rängen der Jubel losbrach: Matchball!!

Oder etwa doch nicht? Erschrocken realiserten Fans und Spieler mitten im Jubel, dass Zass den eigentlich unerreichbaren Ball irgendwie doch zurück ins Spiel befördert hatte und nun Joao José zum Schmetterschlag ansetzte...

...den Hans Cipowicz zum Entsetzen aller ins Netz blockte. Dass diese dramatische Spielszene den Gästen einen Kick und den Gastgebern ein Genickschlag versetzen würde, schien auch den letzten Optimisten klar, als Friedrichshafen dann gleich im Anschluß auch noch zum 13:14 punktete.

Rottenburg wehrte den ersten Matchball des haushohen Favoriten zwar ab, geriet dann aber gleich wieder in Rückstand: 14:15 - zweiter Matball für Friedrichshafen! "do or die" hieß es nun also wieder für den TVR, als Dirk Mehlberg sein Herz in die Hand nahm und zum Schmetterschlag ansetzte...

...und zum 15:15 Ausgleich übers Netz schlug.

Der TVR machte den nächsten Punkt und hatte beim Stand von 16:15 nach zwei abgewehrten Matchbällen plötzlich - und gegen jede Wahrscheinlichkeit (angesichts der Favoritenrolle des VfB Friedrichshafen, und angesichts des Spielverlaufs im 5. Satz) - seinerseits einen Matchball. Die ganze Halle hielt die Luft an, als der Friedrichshafener Zass zum Schmetterball hochstieg...

...und den Ball mit Schmackes am Block von Mehlberg und Isaak vorbei schlug....

Als klar war, dass der Schmetterschlag von Zass im Aus gelandet war, brachen alle Dämme.

Die Spieler ließen ihren Trainer hochleben, der sich an der Seitenlienie fast genauso verausgabt hatte, wie seine Spieler auf dem Feld...

...und stürmten anschließend die Zuschauertribüne, um mit ihren Fans zu feiern.

Dabei zeigte Federico Cipollone eindrucksvoll unter Beweis, dass er nicht nur auf dem Spielfeld die Angriffe seiner Mitspieler dirigieren kann...

Dass die Spieler des TVR vor Freude fast platzten, darf man durchaus wörtlich nehmen, wie dieses Bild zeigt...

Dieses Bild gibt treffend die allgemeine Stimmungslage nach dem Spiel wieder und sagt mehr als tausend Worte: Zu der großen Freude gesellte sich auch noch lange nach Spielende ungläubiges Staunen - und freudige Erschöpfung! Denn der Thriller über fünf Sätze hatte nicht nur die Spieler viel Kraft gekostet, sondern auch den Zuschauern alles abverlangt...